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CD-Kritik Chuck Berry - After School Session

Interpret: Chuck Berry

Titel: After School Session

Erscheinungsjahr: 1957

Genre: Rock'n'Roll, R&B

Bewertung: 8 von 10  (8/10)

 

Rezension/Review

After School Session ist das erste Studioalbum von Chuck Berry, das Album erschien im Jahr 1957. Zu dem Zeitpunkt hatte Chuck Berry schon einige kleinere Hits gelandet, vor allem in den R&B Charts der USA konnte sich Berry schon oft platzieren. In den Popcharts wollte es aber erst mal nicht so richtig klappen, erst mit dem Song School Day konnte Berry im Frühjahr 1957 einen richtig guten Erfolg landen und erreichte Rang 1 in den R&B Charts sowie Rang 3 in den US Hot 100.

Es war zu der Zeit nicht einfach, Rock'n'Roll Alben zu veröffentlichen. Während das mit Singles ganz gut lief, waren ganze Rock'n'Roll Alben noch nicht sehr gefragt. Eines der ersten bekannten Alben war Ende 1955 Bill Haleys Sampler Rock Around The Clock, im März 1956 folgte Elvis Presleys Debüt. Die beiden hatten relativ große Plattenfirmen hinter sich. Berry hatte es als dunkelhäutiger Musiker etwas schwerer, schließlich fand er ein Zuhause bei den Chess Brüdern, so etwas wie ein Indie-Label jener Tage. Berry spielte zwischen 1955 und 1957 fünf Sessions für Chess ein, bis sich Chess zur Veröffentlichung dieser After School Session entschied. Berry stammt aus der R&B Szene St. Louis, seine musikalische Heimat ist eher der Blues denn der Country. So gesehen unterscheidet sich Berrys Ansatz klar von dem eines Elvis Presley oder Bill Haley. Interessant sind jedoch die Crossovers von Berry - er mixt den R&B kurzerhand mit Hillbilly, nutzte Countryelemente ebenso wie Elemente der Latinmusik. Das ergibt eine äußerst interessante Mischung, Berry zeigte sich auf diesem Debütalbum betont facettenreich.

Beachtlich ist in jedem Fall Berrys Art, Gitarre zu spielen. Seine Basis ist der Blues. Markenzeichen von Berry waren zu jeder Zeit der Einsatz von Doublestops und Unison-Bends. So erzielte er einen ganz anderen Sound, als andere Gitarristen des Rock'n'Roll. Für den Rock war Berry mit seinem Gitarrenstil und seiner speziellen Show mit dem Duckwalk ein Segen und einen große Inspiration. Auch wenn Musiker wie T-Bone Walker sicherlich schon früher wichtige Akzente setzten, so lieferte Berry doch etliche Trademarklicks ab, die noch heute zum Standardrepertoire von Rockgitarristen gehören. Musikalisch, das muss man auch sagen, gab es damals stärkere Alben. Es ist auch so, dass Berry hier doch sehr breit aufgestellt war und noch etwas von seinem typischen Sound entfernt war. Die Ansätze waren da (siehe School Days oder Too Much Monkey Business), aber daneben spielte er stark in der Bluestradition (Wee Wee Hours, No Money Down) versuchte sich als schwarzer Countrymusiker (Down Bound Train) oder ließ allerlei Latin-/Karibikeinflüsse hören (Deep Feeling, Havanna Moon).

  • Das Album wurde damals mit Berrys bislang größten Hit eröffnet, "School Days" (auch bekannt als Ring! Ring! Goes the Bell). Damit legte Berry seine Grundausrichtung des Rock'n'Roll fest, es ist einer seiner Trademark Songs und der Song gehört zweifellos zu den Rock'n'Roll Klassikern. Berry bediente sich später immer wieder an der Grundidee dieses Songs (bekanntes Beispiel No Particular Place To Go), so gesehen kann man School Days als eine Art Blaupause für seinen Sound sehen.
  • Das Instrumental "Deep Feeling" verströmt mit der Slidegitarre ein gewisses Karibikflair, es handelt sich aber um einen Blues, der in Richtung Little Red Rooster geht. Die Grundidee des Songs könnte Peter Green durchaus zu seinem Albatros inspiriert haben.
  • "Too Much Monkey Business" kann man auch zu den wichtigen Berry Songs zählen. Es war die fünfte Single, die Berry für Chess aufnahm. Hier näherte sich Berry in seiner ureigenen Art und Weise d em Rockabilly. Der Song hat Bob Dylan nach eigenen Aussagen in starkem Maß zum berühmten Subterranean Homesick Blues inspiriert. Das hört man ganz gut in den schnell gesprochenen Passagen von Berry.
  • "Wee Wee Hours" ist ein reinrassiger Slow Blues. Eigentlich war der Blues die Heimat von Berry. Das merkt man, er fühlt sich hier sichtlich wohl. Interessant ist die Dominanz des Pianos, die Gitarrenbeiträge Berrys sind hier sehr zurückhaltend, aber sehr stimmig.
  • "Roly Poly" ist ein weiteres Instrumental, welches die typischen Berry Showelemente featured. Allerdings wirkt die Interpretation stellenweise etwas sehr holprig.
  • "No Money Down" muss man auch zu den bluesorientierten Songs zählen, wobei der Song sehr rhythmisch angelegt ist und an klassische Muddy Waters Songs erinnert.
  • "Brown Eyed Handsome" ist ein relativ flotter Song mit einem gutem Groove, einer eingängigen Grundmelodie und den typischen Berry-Gitarrenlicks - wobei diese hier immer wieder leicht karibisch klingen. Der Song erschien vor dem Album als B-Seite von Too Much Monkey Business. Auch wenn der Song musikalisch nicht ganz oben mitspielt, so ist der Inhalt doch interessant. Es spiegelt die Erfahrungen wieder, welche Berry bei Streifzügen durch Schwarzen- und Latinovierteln in Kalifornien machen musste und bezieht sich konkret auf die Verhaftung eines Latino und den Versuch einer Frau, den Mann wieder frei zu bekommen.
  • Mit "Berry Pickin'" folgt ein nettes und leichtgewichtiges Instrumental, dessen Doublestops wieder ein gewisses Latin-/Karibikflair versprühen.
  • "Together (We'll Always Be)" ist eine typische R&B Ballade der 1950er, die Berry souverän, aber insgesamt etwas flach präsentiert.
  • "Havanna Moon" tendiert mit seinem Calypso-Feeling wieder in die Latinrichtung. Der Song wirkt nett, aber wiederum etwas unaufregend. Die spätere Coverversion von Carlos Santana zeigt aber das Potential der Komposition.
  • "Down Bound Train" ist ein interessanter Song. Der Song besitzt eine starke Nähe zu Country und Western, wirkt düster und folgt den klassischen Mustern solcher Songs: ein musikalischer Erzähler erzählt über eine gleichbleibende musikalische Grundstruktur eine Story über Tod und Teufel oder einen Trail in die Verdammnis oder sonstiges vergleichbares.
  • "Drifting Heart" macht den Abschluss und fällt doch stark aus dem bisherigen Rahmen. Es handelt sich um eine Ballade, die mit äußerst außergewöhnlichen Motiven gespickt ist. Die Pianolinien muten asiatisch an, die Rhythmusgitarre erinnert an Flamenco bzw. Latin, die Bläser klingen nach R&B. Eine sehr ungewöhnliche, fast progressiv anmutende Nummer.

Fazit Die After School Session zählt zu den Meilensteinen der Rockmusik, zumal sie sozusagen das Debütalbum eines der einflussreichsten Gitarristen für spätere Rockgenerationen darstellt. Musikalisch gab es, wie oben erwähnt, zu der Zeit sicherlich bessere Alben. Dafür war der Mix auf dem Album außergewöhnlich, auch wenn mir persönlich die damaligen zweite Albumseite etwa zu bunt durcheinandergewürfelt erschien. Hier hätte mir persönlich eine stringentere musikalische Ausrichtung zugesagt, aber zugegebenermaßen hätte dann das Gesamtergebnis etwas langweilig ausfallen können. Ein Meilenstein ist das Album am Ende in jedem Fall, wer sich für den Rock'n'Roll interessiert, muss dieses Album kennen.

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Trackliste
  1. School Days 2:43
  2. Deep Feeling 2:21
  3. Too Much Monkey Business 2:56
  4. Wee Wee Hours 3:05
  5. Roly Poly (aka Rolli Polli) 2:51
  6. No Money Down 2:59
  7. Brown Eyed Handsome Man 2:19
  8. Berry Pickin' 2:33
  9. Together (We'll Always Be) 2:39
  10. Havana Moon 3:09
  11. Downbound Train 2:51
  12. Drifting Heart 2:50

Bonus Track 2004 Reissue

  • You Can't Catch Me 2:44
  • Thirty Days (To Come Back Home) 2:25
  • Maybellene 2:19

Rezensent: MP