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CD-Kritik Barclay James Harvest - Gone To Earth

Interpret: Barclay James Harvest

Titel: Gone To Earth

Erscheinungsjahr: 1977

Genre: Soft-Rock, Art-Pop

Bewertung: 7 von 10  (7/10)

 

Rezension/Review

Gone To Earth ist das achte Studioalbum der englischen Band Barclay James Harvest. Das Album erschien im Jahr 1977 und markierte den endgültigen Durchbruch der Band. Auch wenn es in den UK-Charts nicht so hoch ging wie für Octoberon, so konnte die Band in anderen Ländern besser durchstarten als je zuvor. Vor allem in Deutschland bedeutete Gone To Earth für die Band den absoluten Durchbruch. Das Album erreichte Rang 10 der deutschen Charts und konnte sich immerhin 197 Wochen in den Charts halten.

Gone To Earth ist das weltweit am besten verkaufte Album der Band, man geht von Verkaufszahlen von über einer Million Alben aus. Der Erfolg dürfte vor allem auf die Hitsingle "Hymn" zurückzuführen sein. Auch mit der bissigen Abrechnung "Poor Man's Moody Blues" war die Band recht erfolgreich. Der Song war die Antwort auf Vorwürfe britischer Medien, die Band sei nicht mehr als eine Art "Moody Blues Für Arme". Mit dem Album Gone To Earth kamen Barclay James Harvest komplett im Mainstream an, wenn man mal vom "Poor Man's Moody Blues" absieht. Die Band hatte sich damit weiter dem lukrativen US-Markt genähert und klang mal nach Fleetwood Mac, REO Speedwagon, Supertramp oder den Eagles - aber erstaunlich wenig nach typischen UK-Bands. Allerdings konnten sich Barclay James Harvest nie wirklich auf dem US-Markt behaupten. Dafür waren sie nach Erscheinen dieses Albums Superstars in Deutschland, wo sie ab sofort zuverlässig Hitalben ablieferten.

Die Songs

"Hymn" ist ein Anti-Drogen Song, in dem die Band u. a. Drogenopfern wie Hendrix, Joplin und dem englischen Gitarristen Paul Kossoff gedenkt. Der Song von Lees ist genial - genial einfach und einfach genial. Aus meiner Sicht handelt es sich mittlerweile um einen Evergreen. "Love is Like a Violin" ist der nächste Lees Song. Wieder eine Ballade, wieder toll gemacht. Selbst der rockige Part, der Erinnerungen an Fleetwood Mac aufkommen lässt, geht in Ordnung. "Friend of Mine" klingt sehr stark nach den Eagles und verbreitet viel von dieser typischen Westcoast Leichtigkeit, aber auch viel der typischen Unverbindlichkeit. "Poor Man's Moody Blues" ist die Abrechnung von Lees mit einem Journalisten, der die Band verächtlich als Moody Blues für Arme bezeichnet hatte. Die ironischen Seitenhiebe auf den Journalisten und die Moody Blues sind richtig gut gemacht, textlich wie musikalisch.

"Hard Hearted Woman" ist ein Holroyd Song, wieder besitzt der Song viel von der Leichtigkeit des US-Westcoast Rock in Eagles Tradition. Im Vergleich zu Friend Of Mine klingt der Song aber deutlich interessanter. "Sea of Tranquility" ist ein Wolstenhome Song. Wolstenhome hat sich, wie auf Octoberon, auch hier nur einmal verewigt. Und wieder ist das schade, denn der Song besitzt diese symphonische Attitüde alter Aufnahmen. Das klingt ganz schön, auch wenn es manchmal etwas pathetisch wirkt. "Spirit on the Water" ist wieder ein Holroyd Song. Man kann es sich nun fast denken - wieder tendiert der Song Richtung Westcoast, dieses mal mit prägnanten Beach Boys Harmonien. "Leper's Song" ist ein Song von John Lees, der hier zwar die Nähe zu Fleetwood Mac AOR Sounds sucht, aber dennoch keine billige Massenware darstellt. "Taking Me Higher" ist eine schöne Ballade von Holroyd, wieder mit gewissen Anleihen an Beach Boys Harmonien.

Fazit Gone To Earth ist ein sehr spezielles Album, welche natürlich auch kontrovers diskutiert wird. Aber das kennt man bei BJH Alben. Auffällig sind die oft nachdenklichen Texte die manchmal auch etwas 'härter' wirken, im Gegensatz dazu kommt die Musik geradezu leichtfüßig daher. Die Band hatte schon auf den Vorgängeralben klar gemacht, dass man immer stärker in Richtung Mainstream geht. Hätte sich Wolstenhome mehr eingebracht, wäre das vielleicht anders gewesen. Aber nun präsentierte die Band ein äußerst eingängiges Soft-Rock Album. Das kam bei Fans extrem gut an, bei Kritikern weniger. Aus meiner Sicht konnte man aber auch hier der Band wenig vorwerfen, sie präsentiert sich im Mainstream selten besser. Octoberon konnte zweifellos mit einigen extrem guten Ideen punkten, aber dafür gab es dort auch einige Ausfälle. Dafür ist das Material hier durchgängig ordentlich gelungen. Les Holroyd kokettiert mit US Westcoast Sounds, was natürlich eine gewisse harmonische Unverbindlichkeit mit sich bringt. Dafür sind die Beiträge von John Lees gut, ebenso der (leider einzige) Wolstenhome Beitrag Sea Of Tranquility. Am Ende ist Gone To Earth das Topalbum der Band. Eine Tatsache, an der man einfach nicht vorbeikommt, auch wenn man sich die frühen symphonischeren Bandtage herbeiwünscht. Aber auch damit konnten BJH bekanntlich nicht immer punkten, wie sie etwas ironisch mit Poor Man's Moody Blues feststellen. Es ist manchmal schon ein Kreuz…

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Trackliste
  1. Hymn (John Lees) 5:06
  2. Love is Like a Violin (Lees) 4:03
  3. Friend of Mine (Les Holroyd) 3:30
  4. Poor Man's Moody Blues (Lees) 6:55
  5. Hard Hearted Woman (Holroyd) 4:27
  6. Sea of Tranquility (Woolly Wolstenholme) 4:03
  7. Spirit on the Water (Holroyd) 4:49
  8. Leper's Song (Lees) 3:34
  9. Taking Me Higher (Holroyd) 3:07

Rezensent: MP