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Albumbesprechung David Bowie - Low

Interpret: David Bowie

Titel: Low

Erscheinungsjahr: 1977

Genre: Art Rock, Electronic/Ambient

Bewertung: 8 von 10  (8/10)

 

Rezension/Review

Low ist der Titel des elften Studioalbums von David Bowie. Das Album erschien im Frühjahr 1977 und bildete den Auftakt zur so genannten Berlin-Trilogy (mit Heroes und Lodger).

Nach Ansicht vieler Fachleute befand sich Bowie zu der Zeit auf einem absoluten Schaffenshöhepunkt. Heute wird Low in nahezu allen Best-Of Listings der Fachpresse geführt und dort in der Regel weit oben. Die Verkaufszahlen waren aber nicht unbdingt überragend, die Chartplatzierungen waren vor allem in Großbritannien (Rang 2) sehr gut, in den USA erreichte Bowie nur Rang 11.

Für Bowie bedeutete dieses Album eine Art persönliche Zäsur, der Albumtitel soll sich direkt auf die damalige persönliche Situation Bowies bezogen haben und die Tiefen bezeichnen, die er im Rahmen seines Kokainentzugs durchschritt. Ironischerweise wollte er damals weg von "der Hauptstadt des Kokain (Los Angeles) in die Hauptstadt des Heroin (Berlin)", aber nach seiner Aussage war er für Heroin nicht empfänglich und daher schien Berlin eine gute Wahl. Der Aufenthalt in der damals isolierten Stadt mit der Mauer hinterließ tiefe Spuren, welche er vor allem in den Alben der Berlin-Trilogie verarbeitete. Ebenso sollte sich die engere Zusammenarbeit mit Brian Eno auf den musikalischen Output auswirken. Aber gerade der Einfluss wird nach Ansicht vieler Fachleute etwas übertrieben dargestellt, zumindest auf Low hielt sich Brian Eno doch noch zurück und schrieb sich eigentlich nur auf einem Track (Warszawa) als Mitautor ein. An der Produktion an sich war Eno kaum beteiligt.

Die Kritiken zum Album fielen bei Veröffentlichung sehr uneinheitlich aus, bis heute wird Low durchaus kontrovers diskutiert. Ein Problem scheint dabei vor allem die auffällige Zweiteilung des Albums zu sein. Die damalige Seite 1 der LP wurde von zwei Instrumentals umrahmt, dazwischen gab es eher rockorientierte Tracks. Speed Of Life war eines der ersten Instrumentals, welche Bowie überhaupt aufnahm. Interessant war dabei der Mix aus klassischen Riffs a la Jean Genie und die modernen Art-Rock Anleihen mit den wuchtigen Drumsounds. A New Career in A New town beendete die damalige A-Saite als zweites Instrumental. Der Song wirkt wie ein Sandwich aus Electronic und Ambientparts und relativ konventionellem Electro-Pop/Rock. Dazwischen gab es mit Breaking Glass, What In The World, Sounds And Vision und Always Crashing In The Same Car überragende Art-Rock Songs, welche bei vielen Kritikern extrem gut ankamen. Das Highlight bildet aus meiner Sicht der wuchtige R&B Sound And Vision, auch wenn gerade der Track in der Fachpresse immer wieder für etwas Verwirrung sorgte. Der schwächste Beitrag der damaligen ersten Seite bildet Be My Wife, ein relativ konventioneller Rocksong der nicht so recht zum anspruchsvollen Rest passt.

Seite 2 bildete fast so etwas wie den Gegenpol zur ersten LP-Seite. Die Tracks hier waren insgesamt experimenteller angelegt Richtung Electronic/Ambient. Ein zentraler Song ist der Auftakt Warszawa, dem man die enge Zusammenarbeit mit Brian Eno anmerkt. Ebenfalls viel Eno-Ambient Flair strömt Subterraneans aus. Eher nach klassischen deutschen Elektronikern klingt Art Decade, Weeping Wall verspüht viel Minimalismus a la Philip Glass.

Fazit Die scheinbare Zerrissenheit der damaligen LP wurde von vielen Kritikern zurückhaltend aufgenommen. Aus meiner Sicht bildet diese Besonderheit eine der großen Stärken des Albums (wie auch des Nachfolgers Heroes). Auf Seite 1 gibt es vorzüglichen Art-Rock mit Vergleichen zu Roxy Musik und Vorwegnahmen des Post Punk etwa der Talking Heads (Ausnahme Be My Wife), auf Seite 2 tendiert Bowie stärker Richtung Electronic mit Ambient, klassischer Deutscher Elektronikkunst und Minimalismus a la Philip Glass. Low ist eines der Highlights in David Bowies Werk und damit natürlich auch ein Meilenstein der Rockmusik.

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Trackliste
  1. Speed of Life 2:46
  2. Breaking Glass (Bowie, Dennis Davis, George Murray) 1:52
  3. What in the World 2:23
  4. Sound and Vision 3:05
  5. Always Crashing in the Same Car 3:33
  6. Be My Wife 2:58
  7. A New Career in a New Town 2:53
  8. Warszawa (Bowie, Brian Eno) 6:23
  9. Art Decade 3:46
  10. Weeping Wall 3:28
  11. Subterraneans 5:39

Lyrics Bowie, Musik soweit nicht anders vermerkt Bowie

Rezensent: MP