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Albumbesprechung David Bowie - The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars

Interpret: David Bowie

Titel: The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars

Erscheinungsjahr: 1972

Genre: Glam-Rock, Rock

Bewertung: 10 von 10  (10/10)


 

Rezension/Review

The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars (kurz Ziggy Stardust) ist ein David Bowie Album, welches im Jahr 1972 erschien. Das Album wird heute zu den Meilensteinen der Rockmusik gezählt, die Kritiken zum Album fielen insgesamt sehr gut aus. Im Erscheinungsjahr war das Album allerdings kein Toperfolg - im UK reichte es zu Rang 5 der Charts, in den USA nur zu Rang 75 der Billboard Charts. Auch die Singleauskopplungen waren keine ganz großen Erfolge, nur Starman erreichte höhere Regionen der Charts. Ungeachtet dessen untermauerte Bowie mit diesem Album seinen Ruf als (außergewöhnlicher) Rockstar nachhaltig.

Zur Figur des Ziggy Stardust

Bowie erdachte (und spielte) zu jener Zeit die Rolle des Rockstars bzw. des marsianischen Messias Ziggy Stardust. Er lebte sie so intensiv, dass man bei Ziggy fast von einem alter Ego Bowies sprechen konnte. Ziggy handelte wie ein typischer Rockstar jener Tage - er nahm gerne diverse Mittelchen ein, er gab sich sexuell weltoffen und lebte für den Weltfrieden und die Liebe, ein Kind der Flower Power Generation sozusagen. Da Ziggy jedoch keine Grenzen kannte, überschritt er seine Möglichkeiten und zerbrach letztlich an seinem Leben.

Hinter der Figur des Ziggy stehen dabei einige Vorbilder, das kann man verschiedenen Aussagen Bowies entnehmen. Zwei Erlebnisse sollen dabei die Idee des Ziggy nachhaltig geprägt haben. Da ist einmal die Begegnung mit einem Mann, den Bowie für Lou Reed hielt. Dieser Mann soll wie ein Abbild Reeds ausgesehen haben, was Bowie sehr beeindruckte. Außerdem spielt der ehemalige englische Rock'n'Roll Star Vince Taylor eine gewichtige Rolle. Bowie traf Taylor, als dieser ziemlich am Ende war und sich für eine Mischung aus Gott und einem Außerirdischem hielt.

Nicht unterschätzen darf man den Einfluss des Club 27 u. a. mit Jimi Hendrix, Janis Joplin, Brian Jones und Jim Morrison. Ebenso scheinen Musiker wie Marc Bolan, Lou Reed und Iggy Pop Einflüsse für die Person Ziggy gewesen zu sein.

Den Namen entlehnte Bowie angeblich einem Modegeschäft. Allerdings dürften hier auch gewisse Parallelen zu Iggy Pop zu sehen sein. Bowie selbst fand später einmal eine einfache Erklärung für den Namen Ziggy: Ziggy sei der einzige Name mit dem führenden Buchstaben Z gewesen, den er beim Lesen eines christlichen Buches gefunden habe. Nicht unterschlagen sollte man die weiteren wichtigen Darsteller, nämlich Ziggys Band: die Spiders From Mars. Von 1971 bis 1973 spielte Bowie mit einem Trio, welchem Gitarrist Mick "Ronno" Ronson, Drummer Mick "Woody" Woodmansey und Bassist Trevor Bolder angehörten.

Zur Story

Das Album sollte eigentlich als Soundtrack für ein Schauspiel bzw. die Bühnenshow Bowies dienen. Es beschreibt in surrealistischer Form Aufstieg und Fall des Ziggy Stardust. Eine gewisse literarische Blaupause dürften A Clockwork Orange oder auch der War Of The Worlds gewesen sein. Ziggy lebt in einer Art Endzeit, das Ende der Welt steht in fünf Jahren bevor. Die alten Menschen sind desillusioniert und leben abseits der Realität, die Kids leben in einer Art Plündermentalität. Sie sind auf sich selbst gestellt und nehmen sich das, was sie wollen.

Ziggy war in diesem Endzeitszenario als Rock'n'Roll Musiker nicht mehr gefragt, zumal es gar keinen Strom mehr gab. Er suchte nach neuen Wegen und begann News zu sammeln, um darüber zu singen. Irgendwann erhält Ziggy im Traum die Botschaft, über das Kommen der Starmen zu schreiben bzw. zu singen. Die Starmen bzw. Insisters sollen in Greenwich Village ankommen und die Erde retten. Die Insisters tun nichts anderes, als von Universum zu Universum zu reisen, indem sie durch schwarze Löcher springen. Ziggy beginnt, sich als eine Art Prophet der Starmen zu sehen. Als Heilsbringer steigt er in ungeahnte Sphären auf. Im Prinzip nimmt die Geschichte den typischen Lauf des tragischen Rockstars - Ziggy beginnt abzuheben, verliert jegliche Bodenhaftung und stürzt letztlich böse ab. Sein Ende wird besiegelt, als die Starmen ankommen. Sie bestehen aus Antimaterie und benötigen Teile von Ziggys Körper, um sich auf der Erde manifestieren zu können. Auf der Bühne wird diese Zerstückelung des Protagonisten stilgerecht durch den Song Rock'n'Roll Suicide untermalt (was auch klarmacht, dass sich Ziggy letztlich selbst richtet).

Die Songs

  • Der Opener "Five Years" wurde im November 1971 aufgenommen und wurde der Öffentlichkeit fünf Monate vor dem Albumrelease erstmals vorgestellt. Der Song behandelt den Countdown bis zum Weltuntergang - fünf Jahre sollte es noch dauern. Warum fünf Jahre? Bowie erzählte einmal, dass ihm sein Vater im Traum erschien und ihn warnte, dass er nur noch fünf Jahre zu leben hätte. Musikalisch ist der Song extrem gut gelungen und transportiert die Endzeitstimmung mit seiner melancholischen Ausrichtung brillant, vor allem die orchestrale Untermalung wirkt sehr eindringlich.
  • "Soul Love" wurde als Single ausgekoppelt, Mick Ronson nahm später eine Countryversion des Songs auf. Soul Love wurde relativ selten auf Konzerten gespielt. Inhaltlich befasst sich der Song mit verschiedenen Arten der Liebe - Stone Love, New Love und Soul Love (eine spirituelle/religiöse Liebe). Musikalisch liefert Bowie hier einen gut gelungenen Glamrocksong ab - Marc Bolan lässt durchaus grüßen.
  • "Moonage Daydream" stellt dem Hörer erstmals den Messias Ziggy vor. Es handelt sich um einen außergewöhnlichen Song, der später wiederholt in Umfragen zum besten Song des Albums gewählt wurde. Das Solo im Mittelpart entlehnte sich Bowie vom Song Sure Know a lot about love. Ganz interessant ist der Fakt, dass man durch Umstellen der Akkorde von Moonage Daydream zum Arrangement des Eagles Hits Hotel California kommt. Ungeachtet dessen liefert Bowie aber auch hier einen typischen Glamrocksong ab.
  • "Starman" war die erfolgreichste Singleauskopplung des Albums und dürfte einer der bekanntesten Songs es Albums ein (interessanterweise hatte es der Song angeblich ziemlich schwer, überhaupt auf das Album zu kommen). Im Song nimmt ein Außerirdischer über Radio erstmalig Kontakt zu den Jugendlichen der Erde auf. Er wartet im Himmel und verspricht Erlösung. Starman ist ein Beispiel, wie gut Musik aus dem Glamrockzeitalter klingen kann. Bowie legt hier einen Genreklassiker vor.
  • Auf "It Ain't Easy" müht und rackert sich Ziggy für den Rocktraum ab. Der Song stammt vom US-Amerikaner Ron Davies, es ist die einzige Komposition, die nicht von Bowie stammt. Für viele Betrachter wirkte der Song wie ein Fremdkörper, Bowie erachtete den Song jedoch als wichtig für das gesamte Albumkonzept. Aus meiner Sicht passt der Song musikalisch und inhaltlich reibungslos ins Konzept und fällt nicht ab.
  • "Lady Stardust" spielt mit dem androgynen Wesen des Rock'n'Roll bzw. vieler wichtiger Protagonisten. Bowie mochte den Song, er zählte ihn in einem späten Interview zu seinem besten Songs. Der Song hieß in einer Urfassung einmal Song For Marc und zeigt die allgemeine Affinität dieses Albums zum Glamrock bzw. der Person Marc Bolan. Ein schöner, leicht melancholischer Song.
  • "Star" erzählt vom Traum, ein Rockstar zu sein. Der Song wurde während der frühen Shows nie gespielt. Bowie bot den Song einmal der Band Chameleon an, die ihn jedoch nie aufnahm, weil die Plattenfirma Bowie als Produzent ablehnte. Auch hier borgte sich Bowie, wie er später zugab, Teile von anderen Musikern. So stammen Teile der Backingvocals vom Beatles Song Lovely Rita. Insgesamt wirkt der Song wie ein Mix aus Glam- und Britpop.
  • Auf "Hang On To Yourself" rockt Ziggy mit den Spiders From Mars. Musikalisch rumpelt der Song in bester Glam-Rock Art daher. Dabei überrascht ein gewisser punkiger Gitarrenrhythmus. Tatsächlich gab Glen Matlock später einmal zu, dass der Song die Sex Pistols zu God Save The Queen inspirierte. Gerüchte, dass Bowie diesen Song mit dem Rock'n'Roll Star Gene Vincent einspielte, widersprach Bowie im Jahr 2000.
  • Der Titelsong "Ziggy Stardust" erzählt Aufstieg und Fall von Ziggy aus Sicht eines Mitmusikers der Spiders From Mars. Es ist zweifellos einer der zentralen Songs des Albums, er wurde auch auf jeder der folgenden Ziggy Shows gespielt. Die Personen Weird und Gilly im Song beziehen sich direkt auf die Mitmusiker Trevor Bolder (bass) und Woody Woodmansey (Drums) der Spiders From Mars. Es handelt sich um einen schönen Song mit herrlich verschrobenen und interessant gestalteten Gitarrenriffs.
  • "Suffragette City" handelt von den Schattenseiten des Rockstars. Es ist ein weiterer sehr bekannter Song des Albums und einer der Lieblingssongs Bowies. Bowie spielte diesen Titel auf allen Ziggy Touren, aber auch später im Rahmen der Touren zu Diamond Dogs, Station To Stadion sowie Sound And Vision. Der Song rockt mit einem guten Groove und geht in bester Rock'n'Roll/Glam-Manier ab. Auch hier kann man eine subtile punkige Attitüde feststellen.
  • Mit dem "Rock'n'Roll Suicide" endet die Geschichte, der Song beschreibt den endgültigen Absturz des Ziggy Stardust. Interessanterweise ging der Song mit der Furcht Bowies einher, ein Rockstar (er selbst?) würde auf der Bühne getötet werden. Musikalisch handelt es sich um einen herrlich launigen Abgesang auf den Rock'n'Roll Star oder gar den Rock'n'Roll an sich.

Fazit Bowie orientiert sich auf Ziggy Stardust musikalisch stark am Glamrock, inhaltlich steht das Werk A Clockwork Orange Pate. Musikalisch war das damals nichts Neues, aber das Gesamtkonzept mit der surrealen Story des Ziggy war außergewöhnlich. Dabei wirkt das Album in sich ungemein geschlossen, jeder Song überzeugt. Die Spiders From Mars bilden ein perfektes Fundament für Ziggy/Bowie, der die Geschichte perfekt interpretiert. The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars bildet einen Meilenstein der Rockmusik, an dem man aus meiner Sicht schwerlich rütteln kann. Wer sich für Rockmusik interessiert, muss dieses Album kennen.

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Trackliste
  1. Five Years 4:44
  2. Soul Love 3:33
  3. Moonage Daydream 4:35
  4. Starman 4:13
  5. It Ain't Easy (Ron Davies) 3:00
  6. Lady Stardust 3:20
  7. Star 2:50
  8. Hang on to Yourself 2:40
  9. Ziggy Stardust 3:13
  10. Suffragette City 3:25
  11. Rock 'n' Roll Suicide 3:00
  12. Bonus Tracks 1990 Rykodisc/EMI

    • John, I'm Only Dancing (zuvor unveröffentlichter mix) - 2:43
    • Velvet Goldmine (B-Seite eines Re-Release von Space Oddity) - 3:09
    • Sweet Head (zuvor unveröffentlicht) - 4:14
    • Ziggy Stardust (demo) - 3:35
    • Lady Stardust (demo) - 3:35

    Bonus Tracks 2002 30th Anniversary 2CD Edition

    • Moonage Daydream (Arnold Corns version) - 3:53
    • Hang on to Yourself (Arnold Corns version) - 2:55
    • Lady Stardust (demo) - 3:34
    • Ziggy Stardust (demo) - 3:38
    • John, I'm Only Dancing - 2:49
    • Velvet Goldmine - 3:14
    • Holy Holy (1972 re-recording) - 2:26
    • Amsterdam (Jacques Brel, Mort Shuman) - 3:25
    • The Supermen (alternate version) - 2:41
    • Round and Round (Berry) - 2:44
    • Sweet Head - 4:53
    • Moonage Daydream (neuer Mix) - 4:47

    Alle Songs von David Bowie, sofern nicht anders vermerkt

    Rezensent: MP