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Albumbesprechung Calibro 35 - Traditori Di Tutti

Interpret: Calibro 35

Titel: Traditori Di Tutti

Erscheinungsjahr: 2013

Genre: Instrumental, Crime Funk, Indie

Bewertung: 9 von 10  (9/10)

 

Rezension/Review

Traditori Di Tutti ist der Titel eines Albums der Band Calibro 35. Das Album soll am 18.10.2013 über Record Kicks (Vertrieb Groove Attacks) veröffentlicht werden.

Calibro 35 sind eine italienische Band, die sich in der Tradition klassischer italienischer Soundtrack-Schreiber sieht. Zumindest ist Tommaso Colliva (u. a. auch Produzent für Muse und Franz Ferdinand) nach eigenen Aussagen Fan italienischer Filmmusik. Von daher überrascht es kaum, dass er sich mit dem Projekt Calibro 35 seinen Vorlieben widmet.

Produzent Colliva bildet Calibro 35 zusammen mit den etablierten Musikern Massimo Martellota (Gitarren, Keyboards), Enrico Gabrielli (Keyboards, Flöte, Saxofon, Gesang), Luca Cavina (Bass) und Fabio Rondanini (Drums). Was als einmalige Sache konzipiert war, hält bis heute. Calibro 35 haben regelmäßig Alben herausgebracht bzw. selbst Filmmusiken (u. a. für den Film Said) eingespielt.

Die Band konzentrierte sich zu Beginn auf Cover-Interpretationen bekannter Filmmusiken, löste sich aber mehr und mehr von den Vorgaben und legt mittlerweile fast ausschließlich eigene Songs vor, auf diesem Album Traditori Di Tutti stammen alle Songs von Calibro 35. In der Regel ist die Musik instrumental konzipiert, Vokalpassagen bestehen in der Regel aus nonverbalen Harmonien. Trotz aller Retrosounds wirken Calibro 35 mit ihrem eigenartigen Mix aus Funk, Jazz-Rock und Rock schon wieder modern groovend und tangieren Bereiche wie modernen Indie und auch den Prog-Rock. Beim musikalischen Background der Musiker ist das auch nicht verwunderlich. Gitarrist Martellota arbeitete z. B. mit Stewart Copeland, Keyboarder Gabrielli u. a. mit Damo Suzuki, Drummer Rondanini mit Pino Mariono und Bassist Cavina u. a. mit Transgender.

Ein Magazin beschrieb die Musik von Calibro 35 einmal als "Goblin Recording at Stax". Die Vergleiche zu Goblin erscheinen mir etwas weit hergeholt, auch wenn Goblin ebenfalls ausgemachte Soundtrackspezialisten sind. Besser gefällt mir die von der Band gerne selbst zitierte Bezeichnung "Crime Funk". Das trifft es gut. Funky, gut für klassische Krimis geeignet. Das klingt an sich unfassbar retro, es passt aber gut in die Indielandschaft. Dort wird die Band auch hoch gehandelt. Auch mit diesem Album legen sie Zeugnis ihres speziellen Soundtracktauglichen Sounds ab.

Die Songs

  • Gleich mit dem "Prologue" kommt heftiges 60s Feeling auf. Das hätte gut zu einem alten Krimi und oder Thriller bis Gruselfilm gepasst.
  • "Giulia Mon Amour" bleibt im 60s Sound hängen, erhält aber einen funky Drive. Das hätte, für meinen Geschmack, optimal in einen Austin Powers Film gepasst.
  • "Stainless Steel" besitzt ein heavy drückendes Grundriff, die Bläser verleihen dem ganzen eine Stax Note.
  • "One Hundred Guests" klingt zu Beginn verspielt mit unterschwelligen Morricone Harps im Hintergrund. Der einsetzend Drumbeat versetzt den Song in die Jetztzeit, die Mellotronlike Keyboards erinnern an den klassischen Prog, die E-Gitarren wiederum würzen das Ganze mit einer Prise Funk.
  • "Mescaline 6" tendiert, vor allem durch das Introriff, Richtung 60s Psychedelic.
  • "The Butcher's Bride" hat erneut die gelöste 60s Stimmung, wie sie bei Austin Powers beschrieben wurde. Irgendwo kommen bei mir zumindest Assoziationen mit Powers und seinem Mojo auf…
  • Das Introriff von "Vendetta" tendiert wieder Richtung Psychedelic. Mit diesem zwingenden Groove passt aber auch der Song wieder gut in den Bereich des modernen Indie.
  • "You Filthy Bastards" groovt locker lasziv und funky, mit etwa mehr Vibes der frühen 70s, dahin. Erinnert etwas an US-Krimis der Zeit.
  • "Traitors" beginnt mit einem rhythmisch interessanten Gitarrenriff und erhält durch die Bläser einen eigentümlichen Charakter.
  • "Two Pills In The Pocket" klingt in balladesker Form nach den späten 1960ern. Interessant die Melodieführung, die an den klassischen Morricone erinnert.
  • "Miss Livia Ussaro" erinnert mit dem weiblichen Singsang und den verhallten Sounds an europäische (italienische, französische oder Coproduktionen D/I/F) Filmproduktionen der späten 60er bzw. frühen 70er.
  • "Annoying Repetitions" nimmt die Motive aus dem Prologue auf. Hier erinnert mich das irgendwie an Bo Hansson, auch wenn der natürlich nie einen solchen Drive wie Calibro 35 verwendet hätte.

Fazit Was Calibro 35 mit Traditori Di Tutti vorlegen, ist ein bemerkenswertes Gebräu. Die Band schreibt gedachte Soundtracks für Krimis oder Thriller der späten 60er bis frühen 70er, klingt dabei unglaublich glaubwürdig und gleichzeitig wirkt das sehr frisch und könnte praktisch komplett als zeitgemäßer Indie-Rock durchgehen. Das nenne ich den perfekten Mix. Wer es gerne retro mag, wird ebenso bedient wie der, der Indie mit modernen Grooves mag. Was will man mehr?

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Trackliste
  1. Prologue
  2. Giulia Mon Amour
  3. Stainless Steel
  4. One Hundred Guests
  5. Mescaline 6
  6. The Butcher's Bride
  7. Vendetta
  8. You Filthy Bastards
  9. Traitors
  10. Two Pills In The Pocket
  11. Miss Livia Ussaro
  12. Annoying Repetitions

Rezensent: MP