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Albumbesprechung Mattias IA Eklundh - Freak Guitar

Interpret: Mattias IA Eklundh

Titel: Freak Guitar

Erscheinungsjahr: 1999

Genre: Instrumental, Heavy-Metal, Jazz Fusion, Avantgarde

Bewertung: 9 von 10  (9/10)

 

Rezension/Review

Freak Guitar bezeichnet ein Soloprojekt und den Titel eines Albums des schwedischen Gitarristen Mattias IA Eklundh. Eklundh betreibt unter dem Titel Freak Guitar seine Website, der Titel ist bei ihm durchaus Programm. Eklundh nennt Zappa als ein großes Vorbild, spieltechnisch hat er scheinbar einiges von Steve Vai gelernt. Das Album hat der angeblich im Badezimmer mit einem 8-Spur Gerät aufgenommen. Das könnte gut sein, immerhin schwören viele Musiker auf den guten Sound im Bad und/oder auf der Toilette.

Eklundh spielt alles selbst ein, u. a. Gitarre, Banjo, Mandoline, Ukulele, Zither, Keyboards und Drums bzw. Drumprogramming und Soundeffekte. Dazu nimmt Kevin Fickling noch die Erzählerrolle auf Dr. Pangloss Goes To London ein. Technisch führt Eklundh eigentlich das weiter, was Vai auf seinen ersten Soloalben zeigte. Da wird vor allem der Tremolo-Arm zur Erzeugung von Melodielinien und abgedrehten Soundeffekten intensiv genutzt. Dazu beherrscht Eklundh alle gängigen Techniken hervorragend: von rasend schnellen Arpeggien über wilde Tappingorgien bis hin zum Jazz Comping ist alles dargeboten.

Diese Gitarrenkunst bietet er auf über 22, meist kürzeren Songs an. Nur ein Song ragt hier mit einer Länge von über 10 Minuten heraus. Leider ist gerade der Song für mich auch der einzige Grund, am Album etwas zu mäkeln. Denn was Eklundh ansonsten bringt, ist phänomenal.

Die Songs

  • Mit "Apparatus" eröffnet Eklundh den Reigen. Er musiziert über einen funky Groove mit Fusionähnlichen Chords. Darüber gibt es schöne Apparat-ähnliche Effekte, die gleichzeitig einen wesentlichen Teil der Hauptmelodie bilden.
  • "God The Mechanic" präsentiert über eine Art Heavy Metal wieder jede Menge verrückter Ideen.
  • Fast schon eingängig wirkt "Grey Hat Of Compromise", welches gewisse Vergleiche zum Gitarrenlyriker Satriani beschwört.
  • "Lisa's Passion for Heavy Metal" drückt wieder in bester Heavy-Manier ab. Auch hier skizziert Eklundh seine Basisidee mit ziemlich verrückten Jammerhaken- und Tappingelementen.
  • "La Bamba" ist tatsächlich das Cover des legendären Traditionals. Eklundh drückt dem Song seinen Stempel auf, ohne die Grundstruktur des Klassikers zu zerstören.
  • "Evil Shower" tendiert Richtung Jazz Fusion bis Avantgarde, Vai und Zappa lassen grüßen.
  • "When Sam played it again" ist ein herrliches kurzes Versatzstück mit Anleihen an klassischen Jazz und Avantgarde.
  • "Midsummer Night in Hell" überrascht erneut: Eklundh goes Folk in einer Art Mix aus schwedischer und keltischer Folklore.
  • Egal, ob er in der Folge den "Friday Afternoon In A Galaxy Far Away" in genialer Weise beschreibt, oder hart mit Vai'schen Zutaten auf "The Satanic Moonwalk" oder "Cornholed" rockt oder den Kiss Klassiker "Detroit Rock City" zu einer herrlichen Gipsy Jazz Nummer verarbeitet und ein durchaus beachtliches Talent als Sänger auf "Squirrel" zeigt. Das ist allerhöchstes Niveau eines phantastischen Musikers. Nur einmal gibt es hier für mich überhaupt etwas zu mäkeln: "Time To Breathe" ist ein netter meditativer Song, der aber einfach gut 7 Minuten zu lang ist (zumindest für meinen Geschmack).

Fazit Eklundh liefert mit Freak Guitar ein nahezu perfektes Gitarrenalbum ab. Es ist ein Album, welches sich primär an Gitarristen richtet bzw. an Hörer mit Interesse an stellenweise avantgardistischer Instrumentalmusik. Was Eklundh macht, hat Hand und Fuß und vor allem macht es irgendwie Sinn. Kein Song verkommt zur Solo-Audition. Es gibt immer ein klares Songmotiv, welches von der Gitarre bestimmt wird. Die Gitarrensounds kommen aus des Meisters Fingern, er verzichtet praktisch komplett auf Effekte. Das ist bemerkenswert. Was mir zum perfekten Album fehlt, ist eigentlich eine Nuance, über die man streiten kann. Time To Breathe wirkt im gesamten Kontext meditativ ruhig und ist über eine Laufzeit von 10:34 einfach zu lang. Ansonsten ist dieses Album ein (Gitarren-)hammer. Schön zu hören, was Schweden in der dunklen Jahresezeit im Badezimmer so treiben.

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Trackliste
  1. Apparatus 3:38
  2. God - The Mechanic 2:26
  3. The Grey Hat of Compromise 3:45
  4. Lisa's Passion for Heavy Metal 2:04
  5. La Bamba (trad.) 2:33
  6. Evil Shower 3:08
  7. When Sam played it again.0:59
  8. Midsummer Night in Hell 2:01
  9. Numb 2:52
  10. (Friday Afternoon) In A Galaxy Far Away.0:47
  11. The Satanic Moonwalk 3:03
  12. Cornholed 3:09
  13. Detroit Rock City (Stanley / Ezrin) 3:24
  14. The Territorial Thing 2:45
  15. Time To Breathe 10:34
  16. Mumbo Jumbo 3:53
  17. The Mud Man 2:05
  18. Dr Pangloss Goes To Lisbon 3:12
  19. Faith In Chaos 2:16
  20. Revenge of the Bambi Loving Terrorist 2:53
  21. Squirrel 3:30
  22. Our Man in Beijing 3:51

Alle Songs Eklundh sofern nicht anders vermerkt.

Rezensent: MP