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Albumbesprechung Focus - Moving Waves (auch Focus II)

Interpret: Focus

Titel: Moving Waves

Erscheinungsjahr: 1972

Genre: Rock, Prog-Rock

Bewertung: 6 von 10  (6/10)

 

Rezension/Review

Moving Waves ist das zweite Album der niederländischen Band Focus. Das Album erschien im Jahr 1972 und wird häufig auch als Focus II bezeichnet. Mit diesem zweiten Album war die Band zunächst in den Niederlanden sehr erfolgreich. Als der Song Hocus Pocus in den USA bekannt wurde, konnte das Album auch in den USA und im UK die Top 10 der Charts erreichen. Abgesehen vom griffigen Song Hocus Pocus legte die Band aber ein eher experimentelles Werk vor, welches man durchaus dem Prog-Rock zuordnen kann - vor allem wegen des über 23-minütigen Opus Eruption.

Focus konnte sich auf hochkarätige Musiker stützen, die aus verschiedenen Bereichen kamen und so eine breite Stilistik in die Band einbrachten. Thijs van Leer war Keyboarder und Flötist und war stark von der Klassik beeinflusst. Jan Akkerman war einer der europäischen Spitzengitarristen. Auch er war klassisch ausgebildet, hatte aber auch eine starke Affinität zu Rock, Blues und Jazz. Pierre Van Der Linden war Drummer und bracht vor allem einen Blues-/Rock Hintergrund mit. Cyril Havermans besetzte auf dem Album Moving Waves die ständig wechselnde Personalie Bass. Ich denke, die Band hatte immer eine ganz gute interne Schwingung. Vor allem van Leer und Akkerman schienen sich gut zu verstehen. Auch nach Akkermans Ausstieg 1976 machten beide zusammen das eine oder andere Projekt. Akkermans Ausstieg kennzeichnet für mich auch so etwas wie einen Bruch in der Band. Denn nach 1976 wurden die Arbeiten der Band uneinheitlicher. Die Messlatte war aber auch hoch, denn Focus produzierten zwischen 1970 bis 1975 gute Alben und hatten einige ordentliche Hits wie Sylvia, Hocus Pocus oder House of The King. Das Album Moving Waves stammt von 1972 und dürfte eines der wichtigsten Alben der Band sein.

Das Album beginnt mit einem der Trademark Songs der Band, dem Song "Hocus Pocus". Der vergleichsweise harte Rocktitel mit abgedrehtem Jodel- und Falsettgesang von van Leer geht gut ab und dürfte viel für die Popularität der Band getan haben. "Le Clochard" bildet dazu ein krasses Gegenstück. Das klassisch angelegtes Gitarrenstück wirkt mit den Mellotrontupfern sehr getragen. "Janis" ist ebenfalls eine ruhiger, aber symphonischer Song, der von Gitarre und Flöte bestimmt wird. Der Titelsong "Moving Waves" wird vom Klavier bestimmt und pendelt zwischen Jazz und Prog-Rock. "Focus II" ist einer der typischen kurzen Focus Titel mit einer schönen Melodie, die von der Gitarre gespielt wird. Diese Parts von Akkerman werden als seine besten Motive im Rahmen der Focus-Tätigkeit bezeichnet.

Eruption bildet den Abschluss. Der Song ist über 23 Minuten lang und in 16 Teile gegliedert. Die meisten Teile sind sehr kurz gehalten. Dabei wechseln sich anfangs immer ein eher klassischer Teil mit einem prog-rockigen Teil a la ELP ab. Das klingt sehr gut. Dazwischen gibt es die schöne Nummer Tommy, die vor allem von Akkermans Gitarre lebt. Die Suite wird halbiert von dem längsten Part The Bridge. Auf diesen knapp über 5 Minuten geben Focus richtig Gas. Das Ganze ist ein hart geshuffelter Blues, mit einem wie entfesselt solierenden Akkerman und einigen schönen Orgelsoli. Danach folgen einige eher ruhigere Teile, die von einem schönen Drum Solo von Van der Linden ergänzt werden.

Fazit Moving Waves ist ein m. E. relativ typisches Album für eine Band wie Focus. Die Musiker können individuell jederzeit überzeugen, die Songs aber nicht durchgängig. Es mag auch an der stilistischen Breite liegen, welche durch die Musikerpersönlichkeiten eingebracht werden. So etwas kann vor allem in Prog-Kreisen punkten, aber auch dort wird das Album mutmaßlich nicht komplett überzeugen. Auf der anderen Seite findet der Rockfan auf dem Album zweifellos einige Bonmots, allerdings könnte hier gerade der progressive Ansatz weniger gut ankommen. Das Album stellt für mich, trotz profunder Musikalität der Band, ein zweischneidiges Schwert dar.

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Trackliste
  1. Hocus Pocus (Thijs van Leer, Jan Akkerman) 6:42
  2. Le Clochard (Akkerman) 2:01
  3. Janis (Akkerman) 3:09
  4. Moving Waves (van Leer, Inayat Khan) 2:42
  5. Focus II (van Leer) 4:03
  6. Eruption: - 23:04
    1. Orfeus (van Leer) 1:22
    2. Answer (van Leer) 1:35
    3. Orfeus (van Leer) 1:20
    4. Answer (van Leer) 0:52
    5. Pupilla (van Leer) 1:03
    6. Tommy (Tom Barlage) 1:45
    7. Pupilla (van Leer) 0:34
    8. Answer (van Leer) 0:21
    9. The Bridge (Akkerman) 5:20
    10. Break 0:24
    11. Euridice (van Leer, Eelke Nobel) 1:40
    12. Dayglow (van Leer) 2:09
    13. Endless Road (Pierre van der Linden) 1:36
    14. Answer (van Leer) 0:34
    15. Orfeus (van Leer) 0:51
    16. Euridice (van Leer, Nobel) 1:37

Rezensent: MP