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CD-Kritik Rory Gallagher - Irish Tour '74

Interpret: Rory Gallagher

Titel: Irish Tour '74

Erscheinungsjahr: 1974

Genre: Rock, Blues-Rock

Bewertung: 7 von 10  (7/10)

 

Rezension/Review

Irish Tour '74 ist ein Live Album von Rory Gallagher, welches im Jahr 1974 erschien. Für das Album wurden Auftritte der 1974er Irish Tour mitgeschnitten.

Bezogen auf Gallagher muss man dieses Album als seinen Meilenstein bezeichnen. Man kann immer wieder lesen, dass Live In Europe sein erfolgreichstes Album war, allerdings hat sich diese Irisch Tour über die Jahre weltweit über 2 Millionen mal verkauft und dürfte damit das mit Abstand bestverkaufte Gallagher-Album sein. Es wird von Fachleuten zu den wichtigen Livealben der 1970er gezählt und damit könnte man das Album auch zu den Meilensteinen der Rockmusik zählen.

Zeitgeschichtlich interessant ist die Tatsache, dass Gallagher damals im Rahmen seiner Irish Tour auch Belfast in Nordirland besuchte. Damals war es in der Stadt noch sehr unruhig, wovon sich Gallagher nicht beeindrucken ließ. Er legte einen Stopp in der umkämpften Stadt ein, was ihm von den Menschen in Nordirland und der Presse hoch angerechnet wurde. Zudem gehörte der Auftritt in Belfast zu seinen besten der gesamten Tour.

Unterwegs war Rory damals mit Bassist Gerry McAvoy, Keyboarder Lou Martin und Drummer Rod de’Ath. Das war auch die Besetzung des Albums Tattoo, von dem einige Songs zum Set der damaligen Shows gehörten. Die Band spielte damals auch in der Form ihres Lebens und gerade Liveshows waren für die Musiker die eigentliche Essenz, Studioaufnahmen empfanden die Musiker als eher einengend. Keyboarder Lou Martin bezeichnete Rory zudem als Musiker, der abhängig war vom Feedback eines Livepublikums und nur so sein volles Potential ausschöpfen konnte.

Das Liveset bestand damals primär aus Songs vom aktuellen Album Tattoo (Cradle Rock, Tatoo'd Lady, A Million Miles Away, Who's That Coming), von Blueprint stammt Walk On Hot Coals. Ansonsten gab es die für Rory typischen Coverversionen, hier I Wonder Who von Muddy Waters, Too Much Alcohol von J. B. Hutto und As The Crow Flies von Tony Joe White. Der Song Back On My Stompin' Ground (After Hours) war zuvor unveröffentlicht.

Soweit zum Woher des Materials, wichtiger beim Livealbum natürlich das "wie". Gallagher bewies mit diesem Album, dass er Live gegenüber der Studioalben immer eine Schippe zulegen konnte. Der Cradle Rock etwa rumpelt schwer mit wahnsinnigen Slideparts, etwas störend wirken auf mich die Keyboards, ähnliches gilt z. B. für Tattoo'd Lady. Das hat aber nichts mit der Qualität Lou Martins zu tun, es liegt eher an der Abmischung.

Die Coverversionen sind gelungen, überragen aber nicht durchgängig. I Wonder who von Muddy Waters ist ein Slow blues, gut interpretiert, aber nicht überragend vorgetragen. Too Much Alcohol war Live zweifellos ein echter Bringer, ein schöner Boogierock mit mit vorzüglicher Slidegitarre. So etwas ging immer, ist aber auch nicht total überraschend.

Viel besser Tony Joe Whites As The Crow Flies in einem Akustikslidegewand, irgendwo zwischen Roots und Kottke-Picking. Diese Interpretation würde ich als überragend bezeichnen, markiert sie doch die unglaubliche Kompetenz Gallaghers auch als Akustikinterpret.

Als Kern des Albums würde ich das Dreierpack mit den längsten Laufzeiten betrachten: A Million Miles Away, Walk On Hot Coals und Who's That Coming. Auf den Songs nutzt Gallagher jede Minute, um alle Nuancen seines Gitarrespiels zu präsentieren: wahnsinnige Slidepassagen, einfallsreiche Akkord-/Solokombinationen im Stil etwa eines Hendrix, Pinch Harmonics, Dynamikwechsel durch Volume- und Pickupspielereien und so weiter und so fort.

Back On My Stomping Ground ist eine weitere extrem gut groovende Slidenummer. Soundmäßig wirkt der Song ganz anders, der Song entstand wohl im Rahmen einer Jamsession. Den kurzen Abschluss mit dem Shadows Feeling auf Maritime würde ich persönlich einfach als kleinen Gag mitnehmen wollen, mehr ist das nicht.

Fazit Wenn man die drei großen Solo Live-Alben Rorys gegenüberstellt, dann erhält man drei mehr oder weniger unterschiedliche Ergebnisse. Live In Europe war ein gut rockendes Blues-Rock Album, Stage Struck von 1980 sozusagen das hart rockende Pendant dazu. Diese beiden Alben waren wie Traubenzucker, sie gingen sofort ins Blut. Die Irish Tour ist ein anderes Kaliber. Das hat den Blues ebenso wie den Rock, braucht aber vergleichsweise länger, um einen zu erreichen. Das liegt vielleicht an den stellenweise recht langen Songs, Rorys Spiel ist hier zudem viel nuancenreicher als auf den anderen Livealben. Auch wenn mich der Mix der Keyboards manchmal stört, bleibt genau diese phänomenale Bandbreite an Emotionen, welche Rory ohne große Effekte an der Gitarre anbietet. Die Stones waren derart begeistert, dass sie Gallagher gerne als Nachfolger von Mick Taylor wollten, aber das ist eine andere Geschichte.

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Trackliste
  1. Cradle Rock (Rory Gallagher) - 7:38
  2. I Wonder Who (Morganfield) - 7:52
  3. Tattoo'd Lady (Rory Gallagher) - 5:04
  4. Too Much Alcohol (J.B. Hutto) - 8:30
  5. As The Crow Flies (Tony Joe White) - 6:02
  6. A Million Miles Away (Rory Gallagher) - 9:29
  7. Walk On Hot Coals (Rory Gallagher) - 11:13
  8. Who's That Coming? (Rory Gallagher) - 10:05
  9. Back On My Stompin' Ground (After Hours) (Rory Gallagher) - 5:18
  10. Maritime (Rory Gallagher) – 0:33

Rezensent: MP