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Review Guru Guru - Krautrock Legends Vol. 2 Live At Rockpalast 1976 + 2004

Interpret: Guru Guru

Titel: Krautrock Legends Vol. 2 Live At Rockpalast 1976 + 2004

Erscheinungsjahr: 2013

Genre: Jazz-Fusion, Weltmusik, Krautrock

Bewertung: 7 von 10  (7/10)

 

Rezension/Review

Krautrock Legends Vol. 2 – Live at Rockpalast 1976 + 2004 ist der Titel einer DVD der deutschen Band Guru Guru. Die DVD soll am 26. April über MIG veröffentlicht werden.

Der Titel sagt aus, was drin steckt: mit Guru Guru gibt sich eine Legende des Krautrock die Ehre, im Rahmen von Rockpalast Konzerten aus den Jahren 1976 bzw. 2004.

Rockpalast Auftritt WDR Studio L, Köln 06.Juni 1976

Besetzung: Mani Neumeier (Drums, Gesang, Percussion), Roland Schaeffer (Gitarren, Gesang, Saxofon), Josef Jandrisits (Gitarre, Gesang), Jogi Karpenkiel (Bass, Gesang)

1976 befand sich die Band am Übergang von der frühen avantgardistischen/free Jazzigen Phase in einen eingängigeren Stil, der nicht selten an eine Art funky Jazzrock mit einer Weltmusikkomponente erinnerte. Mani Neumeier erweiterte die bewährte Trio-Besetzung zum Quartett. Neumeier selbst hatte 1976 seine Ziele umformuliert

Früher wollte ich Revolutionär oder was weiß ich sein, aber heute will ich nur noch ein guter Entertainer sein

Mani Neumeier stellte Guru Guru damals als "die praktischste Rockgruppe Deutschlands" vor. Es ging um Spaß und Unterhaltung. Neumeiers Vision dazu:

Die Einseitigkeit der Trio-Besetzung ist weg, unser Programm reicht jetzt vom Calypso bis zum Königsjodler.

Einiges davon kann man anhand der Aufzeichnung von 1976 miterleben. Die Band liefert nach dem launigen Einmarsch einen bunten Mix aus funky Jazz-Fusion (Salto Mortadella, Night Bear), Karibischem bis Südamerikanischem Flair (Banana Flip, Boss Nova), Jazz-Rock mit orientalischen Weltmusikkomponenten (L. Torro), guten alten Rock'n'Roll (Rattenfänger, Woman Drum/All You Want), lockeres Westcoast-Feeling (Tomorrow) und teils avantgardistisches Musiktheater wie auf Ooga Booga Spezial und dem Medley der Klassiker Elektrolurch-Mutation/Tango Fango.

Guru Guru zeigten sich 1976 spielfreudig und überzeugten mit einer einerseits musikalisch reifen Performance und Anspielungen auf das Avantgarde Musiktheater früherer Jahre. Das war insgesamt wesentlich leichter verdaulich als die frühen Alben der Band, aber wer sich für die "frühen Guru Guru" interessiert, findet hier trotzdem einen guten Einstieg.

Auftritt in der Bonner Harmonie, 21. Dezember 2004

Besetzung: Mani Neumeier (Drums, Gesang, Percussions), Roland Schaeffer (Gitarren, Gesang, Saxofon, Nadaswaram), Luigi Archetti (Gitarre, Gesang), Peter Kühmstedt (Bass, Gesang)

Es ist immer interessant zu sehen, wie sich Acts wie Guru Guru über die Jahre bzw. Jahrzehnte entwickeln. Zwischen beiden Gigs liegen immerhin 28 Jahre, eine gefühlte Ewigkeit. Die jungen Herren und ihre musikalische Performance wirken dementsprechend gesetzter und das, was man gemeinhin als reifer bezeichnen würde. Von der alten Besetzung sind Neumeier und Roland Schaeffer dabei, dazu kommen Bassist Peter Kühmstedt und Gitarrist Luigi Archetti. Auch hier deutet die Band etwas von ihrem alten anarchistischen Charme an, aber viel ist natürlich nicht mehr davon zu spüren. Neumeier wirkt nicht mehr so spritzig wie früher, seine Rolle als Entertainer hat er 1976 zweifellos besser gespielt. Gitarrist Archetti hat einen anderen Ansatz wie Jandrisits oder der geniale Ax Genrich. Interessanterweise ist sein Rhythmusspiel relativ Old-School, dafür sind seine Solobeiträge sehr eigenwillig (und der Soldano tönt etwas sehr laut). Peter Kühmstedts Basslines gehen im Mix leider etwas unter. Roland Schaeffer kommt eigentlich in erster Linie vom Saxofon, er spielt aber beachtliche Gitarrenparts ein. Außerdem verleihen seine Beiträge auf der Nadaswaram dem Set das gewisse (weltmusikalische) Etwas.

Fazit Die DVD ist ein gutes Paket für alle, die sich für Guru Guru bzw. den Krautrock interessieren. Gerade für Krautrock-Interessierte dürfte dabei vor allem der Gig von 1976 ein Bonmot darstellen. Im direkten Vergleich fällt der 2004er Auftritt etwas ab. Die Band wirkt zwar abgeklärter und bietet eine stimmige Performance, aber irgendwie wirkt das nicht mehr so zündend wir früher. Trotzdem waren Guru Guru auch 2004 eine gute Adresse für Liebhaber der Musik abseits des Mainstreams. Beide Sets zusammen bieten dem Hörer in jedem Fall einen interessanten Einblick in das Schaffen Neumeiers und Guru Guru.

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Trackliste

WDR-Studio L, Cologne, 04.Juni 1976

  1. Einmarsch 00:56
  2. Salto Mortadella 03:30
  3. Banana Flip 05:24
  4. L. Torro 05:48
  5. Rattenfänger 04:45
  6. Ooga Booga Spezial 14:08
  7. Bossa Nova 06:50
  8. Night Bear 08:49
  9. Tomorrow 06:13
  10. Medley Elektrolurch-Mutation/Tango Fango 15:13
  11. Medley Woman Drum/All You Want 04:28

Harmonie Bonn, 21. Dezember 2004

  1. Read Air 03:13
  2. Il Maestroso 03:33
  3. Living In The Woods 06:12
  4. Izmiz 07:55
  5. Tribes & Vibes 03:01
  6. Kleines Pyjama 04:38
  7. Moshi Moshi 03:39
  8. Incarnation Stomp 05:10
  9. Elektrolurch-Mutation 06:55

Rezensent: MP