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CD-Kritik Nena - Nena

Interpret: Nena

Titel: Nena

Erscheinungsjahr: 1983

Genre: Pop, Neue Deutsche Welle

Bewertung: 6 von 10  (6/10)

 

Rezension/Review

Nena ist als selbstbetitelte Debütalbum der Band Nena. Das Album erschien im Jahr 1983 und wird stilistisch zur Neuen Deutschen Welle gezählt. Dabei erschien Nena genau genommen in einer Phase, als sich viele NDW-Bands und Interpreten schon wieder zurückgezogen hatten. Die Band um Sängerin Nena konnte mit dem Album erfolgreich durchstarten und schaffte ihren Durchbruch. Nicht nur in Deutschland nahm man Notiz von der Band aus Hagen. Der Song 99 Luftballons wurde ein Hit u. a. in Deutschland, Österreich und in der Schweiz - aber auch in Australien, Neuseeland, Kanada, Irland, Großbritannien und einigen weiteren Ländern. Selbst in den USA schaffte es die Band in die Top 100 der Charts und erreichte im Jahr 1984 sogar Rang 2 der Charts. Das ist bemerkenswert.

So ganz unerwartet kam der Erfolg allerdings nicht. Nena durfte ins Studio von Spliff, Reinhold Heil und Manne Praeker von Spliff produzierten das Album. Die Band war gut aufgestellt. Gitarrist Carlo Karges (leider schon 2002 verstorben) musste man zu dem Zeitpunkt als alten Hasen der Szene bezeichnen. Er war seit den frühen 1970ern unter anderem beim Release Music Orchestra (RMO), Novalis, den Ramblers und Extrabreit aktiv. Er steuerte mit Keyboarder Uwe Fahrenkrog-Petersen die Hits bei. Fahrenkrog-Petersen gehört heute zu den wichtigen deutschen Produzenten und Songwritern. Drummer Rolf Brendel, lange Zeit auch Partner von Nena, kam von den Stripes aus Hagen. Dort war auch Nena als Sängerin tätig. Bassist Jürgen Dehmel arbeitete zuvor mit Fahrenkrog-Petersen u. a. bei Odessa. Dehmel war kurze Zeit mit der Schwester von Nena verheiratet. Er blieb auch lange an der Seite von Nena und unterstützte sie in ihrer Solokarriere.

Das Konzept der Band Nena ging in jedem Fall auf. Die Hörer waren begeistert, auch die Kritiker konnte sich größtenteils mit dem Album anfreunden. Das Debütalbum von Nena muss man heute zu den essenziellen Alben des Deutschrock zählen.

Die Band und die Produzenten haben praktisch alles richtig gemacht. Man produzierte ein extrem gut konsumierbares Album. Songs und Texte überforderten keinen Hörer. Dabei konnte man sich allerdings von allzu seichten NDW Kollegen abgrenzen. Die Texte waren nett und konnte in ihrer unbedarften Art die Jugend erreichen. Nur so ist es erklärbar, dass ein etwas infantiler Text wie 99 Luftballons als eine Anti-Kriegshymne durchging. Die Band agierte auf jeder Position ziemlich perfekt und äußerst professionell. Die einzige Ausnahme war hier genau genommen Sängerin Nena. Deren Gesang war zu keinem Zeitpunkt perfekt, verströmte dafür aber immerhin einen liebenswürdigen Charme. Und Nena entsprach mit ihrem Outfit dem Zeitgeist.

Die Songs funktionieren ordentlich, mehr kann man da nicht sagen. Mit "99 Luftballons", "Nur Geträumt" und "Leuchtturm" legte die Band drei Singlehits vor. Diese waren aufgrund ihrer einfachen melodischen Struktur für jeden mitsingbar. Auch "Vollmond" erreicht, in balladesker Form, diese Qualität. "Kino" befriedigte die typischen Formeln der NDW, fällt aber insgesamt etwas ab. "Indianer" ist ein netter Song, der mit seinem Heyaheya zum Mitsingen auffordert. Das Tribalfeeling wirkt allerdings etwas unbeholfen.

"Tanz auf dem Vulkan" war im NDW Filmchen Gib Gas zu hören. Der Song ist vergleichsweise komplex aufgebaut und überrascht mit einigen interessanten Ideen. "Zaubertrick" ist ein Song, der zwar typische NDW Formeln erfüllt, der allerdings auch viele typische Elemente des internationalen Pop nutzt. "Einmal ist Keinmal" ist eine ordentliche Ballade mit den damals typischen Zutaten. Allerdings weist der Song auch gewisse Längen auf. Nach dem eingängigen Tophit "Leuchtturm" folgt mit "Ich bleib im Bett" ein relaxter, reggaebeeinflusster Song mit eindeutiger Spliff-Note und klarer Botschaft.

Die Band überrascht mit dem Rocksong "Noch einmal" - zumindest das Karges Riff klingt nach Oldschool Rock. Ansonsten verpufft die Wirkung durch die klinischen Keyboards und die dünne Stimme von Nena. Ein Bonmot folgt zum Schluss, "Satellitenstadt". Der Song besitzt eine interessante Struktur und knüpft, aus meiner Sicht, in subtiler Form an Krautrock bzw. deutsche Electronicbands an.

Fazit Nena legten mit ihrem Debütalbum einen Meilenstein der NDW und des Deutschrock vor. Es ist das wohldurchdachte Werk einer musikalisch gut aufgestellten Band, produziert von zwei Könnern der Band Spliff. Da konnte eigentlich wenig schief gehen. Sängerin Nena traf mit ihrer dünnen Stimme nicht immer die Töne, dafür den Zeitgeist. Die Songs erreichten musikalisch und inhaltlich in ihrer unkomplizierten Form die Menschen. Von daher wirkte das Paket damals stimmig, auch wenn man beim Anhören kaum vor Verzückung in Trance fällt.

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Trackliste
  1. Kino 2:39
  2. Indianer 3:14
  3. Vollmond 3:00
  4. Nur geträumt 3:37
  5. Tanz auf dem Vulkan 3:15
  6. 99 Luftballons 3:49
  7. Zaubertrick 4:14
  8. Einmal ist keinmal 2:42
  9. Leuchtturm 3:14
  10. Ich bleib' im Bett 2:40
  11. Noch einmal 3:55
  12. Satellitenstadt 4:32

Rezensent: MP