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Albumbesprechung Ougenweide - Herzsprung

Interpret: Ougenweide

Titel: Herzsprung

Erscheinungsjahr: 2010

Genre: Folk, Mittelaltermusik

Bewertung: 7 von 10  (7/10)

Rezension/Review

Herzsprung ist ein Album der deutschen Band Ougenweide. Das Album erschien 2010 zum 40-jährigen Jubiläum von Ougenweide. An und für sich ist das eine schöne Sache. Leider hat es aber auch einen bitteren Beigeschmack, weil Gründungsmitglied Frank Wulff Raven kurz vor Veröffentlichung des Albums Herzsprung verstarb.

Die Band ließ zuvor lange nichts mehr von sich hören, zuletzt wurde vor 14 Jahren das Album Sol vorgelegt. Von der alten Besetzung waren bei der Produktion Olaf Casalich sowie Frank Wulff Raven und Stefan Wulff dabei. Minne Graw ist nicht mehr dabei, für sie singt jetzt Sabine Maria Reiß. Außerdem sind Hinrich Dageför, Martin Engelbach und Krzysztof Gediga mit an Bord.

Musikalisch besinnt sich Ougenweide auf Material, mit dem sie in den frühen 1970ern viele Freunde gefunden hatte: romantische Folklore mit einem gewissen Mittelaltertouch. Das ist aus meiner Sicht auch gut so, immerhin war das musikalische Konzept auf dem Vorgänger Sol nicht ganz überzeugend. Bis auf wenige Ausnahmen werden vor allem akustische Instrumente präsentiert. Hier präsentierte vor allem Frank Wulff Raven ein beeindruckendes Arsenal verschiedenster Instrumente.

Eben dieser Frank Wulff Raven ist an sich auch die zentrale Figur betreffend der neuen Produktion gewesen. Die Idee zur CD stammt wohl von ihm, Initialzündung war ein Treffen mit Sabine Maria Reiß. Wulff Raven steuerte einen Großteil der Musik bei, während Reiß sich um einen Großteil der Texte kümmerte.

Die Songs

Wulff Raven eröffnet das Album mit dem schönen Solostück "Tritons Ruf". Der melancholische Song geht in den Titelsong "Herzsprung" über, welcher ein romantisches Instrumental ist. "Phol ende Uuodan" wird von Olaf Casalich gesungen. Dieser alte Heilungssegen ist musikalisch stimmig umgesetzt - stellenweise monoton und beschwörend, mit einer exzellenten rockigen Steigerung zum Schluss. "Ein leis und traurig Lied" basiert auf einem der wenigen nachweislich echten Gedichte von Maria Stuart. Sie betrauert hier den Tod ihres Gatten Francois II. Der Song mit seinem leichten Basisgroove wirkt fast schon poporientiert. "Dy Minne" basiert auf einem Gedicht von Mechthild von Magdeburg. Der Song hat konsequenterweise wieder mehr Anteile an mittelalterlicher Musik.

"Einem Lieben" basiert auf zwei englischen Gedichten von Christina Rosetti, welche von Sabine Maria Reiß bearbeitet wurden. Der Song klingt folkig, mit keltischen Anteilen.

"Uisk flo aftar themo uuatare" bezieht sich auf einen traditionellen Text aus dem 10. Jahrhundert. Musikalisch liegt ein romantisches Stück zugrunde, welches gegen Songende wieder schön zulegt. "Dansa joioza" basiert auf einem traditonellen Text aus der Provence, den Sabine Maria Reiß bearbeitete und mit Casalich singt. Musikalisch steuert Wulff Raven hier wieder einen folkigen Song mit keltischen Elementen bei. "Lilien & Rosen" ist ein weiterer Song, der auf einem Text von Christina Rossetti basiert. Musikalisch liegen wir wieder im romantischen englischen Folk mit einer schönen Steigerung hin zum Folk-Rock. Der Text wurde bearbeitet und interpretiert von Sabine Maria Reiß. "Ella Mia" basiert auf einem traditionellen italienischen Text, der von Frank Wulff Raven bearbeitet wurde. Der Song klingt nach Chanson der 1970er, plus einer poprockigen Note. "Der welsche Tanz" ist ein schönes Instrumental von Hans Neusidler, das aus dem 16. Jahrhundert stammt. Im Anschluss folgt ein Song aus dem Glogauer Liederbuch, "Ich sachs eins mals". Musikalisch ist das schön umgesetzt, melancholisch und durchaus etwas komplex. "Echo" ist ein weiterer Song, der auf einem Text von Christina Rossetti basiert. Reiß und Wulff Raven bestreiten den Song sozusagen als Duo. Nach "Partite Amore" wird das Album von dem kurzen Instrumental "Epilog" mit Tritonshörnern und nettem Kinderklavier beendet.

Fazit Herzsprung ist ein gelungenes Album, welches aber ein wenig sentimental stimmen kann. Die Gedanken kreisen um Frank Wulff Raven, der leider verstorben ist und sich sozusagen mit dem Album Herzsprung ein Denkmal gesetzt hat. Man könnte nun denken, dass man so einem Werk allein aus dem Grund eine gute Bewertung gibt. Weit gefehlt, es würde den anderen Beteiligten nicht gerecht. Herzsprung ist, ganz alleine für sich betrachtet, einfach ein gelungenes Album mit guten Songs und Interpretationen.

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Trackliste
  1. Tritons Ruf 0:48
  2. Herzsprung 4:38
  3. Phol Ende Uuodan 5:12
  4. Ein leis und traurig Lied 6:53
  5. Dy Minne 3:36
  6. Einem Lieben 5:45
  7. Uisk Flo Aftar Themo Uuatare 5:07
  8. Dansa Jojoza 4:45
  9. Lilien & Rosen 4:51
  10. Ella Mia 3:43
  11. Der welsche Tanz 3:16
  12. Ich sachs eins mals 4:00
  13. Echo 4:31
  14. Partite Amore 4:13
  15. Epilog 1:02

Rezensent: MP