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CD-Kritik: Pink Floyd - The Wall

Interpret: Pink Floyd

Titel: The Wall

Erscheinungsjahr: 1979

Genre: Rock

Bewertung: 6 von 10  (6/10)

 

Rezension/Review

The Wall stellt eine Art Rockoper dar, welche die Band Pink Floyd im Jahr 1979 veröffentlichte. Im Rückblick muss man das Album, mehr oder weniger, als eine Einzelleistung von Roger Waters sehen. Von ihm stammt die Gesamtidee, er steuerte den Großteil des Songmaterials bei. Das Album wurde ein Riesenerfolg. Es stieg schnell auf Platz 1 der US Charts und kam im UK auf Platz 3. Weltweit hat sich The Wall mittlerweile über 30 Mio. mal verkauft. Bei Kritikern stieß das Album auf positive Resonanz. Viele Publikationen vergaben Höchstwertungen und es gab einen Grammy als Best Engineered Non Classical Album.

Waters verarbeitet auf dem Album das Thema Isolation. The Wall besitzt einen Hauptcharakter - Pink. Der wiederum scheint einige Parallelen zu Roger Waters' Leben aufzuweisen. Pink verliert seinen Vater im Krieg (Another Brick in the Wall Part 1), wird vom Lehrer gedemütigt (The Happiest Days of Our Lives), von der Mutter bestimmt (Mother) und von seiner Frau hintergangen (Don't Leave Me Now). Die ganzen Probleme führen zu Pink's mentaler Isolation gegenüber der Welt, die in einer Mauer (The Wall) manifestiert wird.

Die Songs

"In the Flesh?" eröffnet das Album kraftvoll. Der Rocksong wird von einem prägnanten Gitarrenriff und dem typisch nasal singenden Waters bestimmt. Sehr dramatisch wirkt das Ende mit den Fliegersounds. Der Song geht abrupt über in den zweiten Song, "The Thin Ice". Die balladeske Pianonummer übernimmt später eine Variation des Gitarrenthemas von In The Flesh. Wiederum nahtlos geht der Song über in "Another Brick in the Wall (Part 1)". Die Gitarrensounds von Gilmour klingen großartig, die modulierten Gitarrensounds nach knapp 2 Minuten Laufzeit sind einfach schön. Der Song leitet mit Hubschraubersounds und Soldatengeschrei in den Übergangssong "The Happiest Days of Our Lives" und von dort wiederum ziemlich nahtlos in "Another Brick in the Wall (Part 2)". Zum dem Song muss man nicht viel sagen, es dürfte einer der größten Hits der Band gewesen sein. Ein Traum für viele Gitarristen war das Solo von Gilmour. "Mother" ist eine typische Pink Floyd/Roger Waters Ballade mit viel Akustikgitarre und schönen Orgelsounds. Anfangs fühlt man sich an typische Waters Akustiksongs wie die Pigs On The Wings Songs von Animals erinnert. Danach mutiert der Song leider zu einem Mainstream Popsong.

"Goodbye Blue Sky" beginnt mit einer Kombination aus Akustikgitarre und Chorgesang, welche den Song auch weitgehend bestimmen. Wieder geht der Song nahtlos in den nächsten Song über. "Empty Spaces" nutzt die Stimmung, die man von Welcome To the Machine kennt. Der launige Sprechgesang wirkt psychotisch. Den Übergang in den bluesrockigen Part würde ich jedoch als weniger gelungen bezeichnen. "Young Lust" und "One of My Turns" stellen keine Steigerung dar, passen aber zumindest inhaltlich in den Gesamtkontext. "Don't Leave Me Now" passt ebenfalls vor allem inhaltlich. Der dissonante Gesang von Waters dient der textlichen Botschaft. "Another Brick in the Wall (Part 3)" bietet noch einmal eine ordentliche dritte Variation des Another Brick Themas, wobei es dann aber auch genug ist. "Goodbye Cruel World" übernimmt das Outrothema von Another Brick und kann zum Abschluss mit der sparsamen Instrumentierung und dem gut passenden Gesang überzeugen.

Das zweite Album startet recht verheißungsvoll. "Hey You" ist ein melodischer Song, der an Sounds von Dark Side erinnert. Ganz nett ist die Anspielung auf das Another Brick Thema. "Is There Anybody Out There?" ist eine balladeske Nummer mit Pickinggitarre, etwas Keyboard und praktisch ohne Gesang. "Nobody Home" beginnt wieder mit Soldatengeschrei. Danach entwickelt sich eine balladeske bis melancholische Nummer, die symphonisch instrumentiert wird. "Vera" ist eine Ballade mit Pickinggitarre, Keyboards und schönen fetten Basstupfern. "Bring the Boys Back Home" beginnt militärisch mit Marching Drums, danach wird es symphonisch und etwas abgedreht. "Comfortably Numb" ist ein relaxter melodischer Popsong. Kernstück ist ohne Zweifel Gilmours Leadgitarre. Der Song gehört zu den bekannteren des Albums und wurde später von Gilmour gerne Live gespielt.

"The Show Must Go On" ist wieder ein schöner Popsong, der etwas an die Beatles erinnert. "In the Flesh" ist eine Variation des ersten Songs. Nicht schlecht, aber jetzt auch nicht mehr ganz überraschend. "Run Like Hell" rockt mit vielen Gitarrenanteilen in typischer Gilmour-Manier. Ähnliches hat man auf seinem ersten Soloalbum schon gehört. Auch hier wird wieder eine Variation des Another Brick Grundthemas eingeflochten. "Waiting for the Worms" ist eine launige Nummer, die melodische Motive vom Animals Album übernimmt. Nach dem kurzen Intermezzo von "Stop" geht es in den klassischen und symphonischen Song "The Trial". "Outside the Wall" endet ohne besondere musikalische Struktur mit Sprechgesang.

Fazit The Wall gehört zu den Meilensteinen der Rockgeschichte. Allerdings ist es nicht das beste Pink Floyd Album. Ein gewisses Problem ist die Länge des Albums, denn mit zunehmender Spieldauer fällt der Spannungsbogen sukzessive ab. Waters bietet auf der ersten CD zumindest ein schlüssiges Konzept, auch wenn manche Songs etwas belanglos klingen. Leider geht der rote Faden auf CD 2 dann etwas verloren. Auch musikalisch stellt die zweite CD keine Steigerung dar. Deren bekanntere Songs wie Comfortably Numb oder Run Like Hell leben vor allem von Gilmours Gitarrenspiel, welches anerkannt schön ist - aber andererseits auch nicht wirklich überraschen kann. Was er da so spielt, hat man halt in der einen oder anderen Form schon einmal auf alten Floyd oder Gilmour Soloalben gehört. Am Ende verhält es sich auch mit dem Album so - interessantes Gesamtkonzept, einige stimmige Momente, aber auch nichts wirklich Neues.

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Trackliste

CD 1

  1. In the Flesh? 3:19
  2. The Thin Ice 2:27
  3. Another Brick in the Wall (Part 1) 3:21
  4. The Happiest Days of Our Lives 1:46
  5. Another Brick in the Wall (Part 2) 4:00
  6. Mother 5:36
  7. Goodbye Blue Sky 2:45
  8. Empty Spaces 2:10
  9. Young Lust (Waters/David Gilmour) 3:25
  10. One of My Turns 3:35
  11. Don't Leave Me Now 4:16
  12. Another Brick in the Wall (Part 3) 1:14
  13. Goodbye Cruel World 1:13

CD 2

  1. Hey You 4:40
  2. Is There Anybody Out There? 2:44
  3. Nobody Home 3:26
  4. Vera 1:35
  5. Bring the Boys Back Home 1:21
  6. Comfortably Numb (Gilmour/Waters) 6:24
  7. The Show Must Go On 1:36
  8. In the Flesh 4:13
  9. Run Like Hell (Gilmour/Waters) 4:19
  10. Waiting for the Worms 4:04
  11. Stop 0:30
  12. The Trial (Waters/Bob Ezrin) 5:13
  13. Outside the Wall 1:41

Rezensent: MP