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Review SH.TG.N - SH.TG.N

Interpret: SH.TG.N

Titel: SH.TG.N

Erscheinungsjahr: 2012

Genre: Jazz-Rock, Avantgarde, Prog

Bewertung: 8 von 10  (8/10)

 

Rezension/Review

SH.TG.N ist das Debütalbum der belgischen Band SH.TG.N. Das Album wurde im Oktober 2012 über Leonardo Pavkovics Moonjune Label veröffentlicht.

Das vorliegende Album wurde in folgender Besetzung Live im Studio in Liege eingespielt:

  • Antoine Guenet (keyboards, vocals)
  • Fulco Ottervanger (lead vocals)
  • Wim Segers (vibraphone)
  • Yannick De Pauw (guitar)
  • Dries Geusens (bass)
  • Simon Segers (drums)

Moonjune hat sich einen guten Namen für Veröffentlichungen abseits des Mainstream gemacht. Da passen SH.TG.N (sprich Shotgun, oder wahlweise Shitgun?) gut ins Portfolio, die Band ist zweifellos alles andere als Mainstream. Was das Sextett aus Belgien vorlegt, ist eine Art Jazz-Rock, Avantgarde oder Prog oder sogar Metal. Von allem etwas, genauer definieren könnte ich es nicht.

"Dead Baby" etwa beginnt mit einem Mix an frühen psychedelischen Sounds, progressiven Klängen der frühen King Crimson und moderner (tiefer) Härte. Auch "Deejays Should Have Low Self-Esteem" besitzt mit den Orgelriffs einen gewissen Bezug zu Psychedelic- und Prog, aber die Gitarrenriffs klingen hier relativ klar nach klassischem Hard-Rock. Dazwischen spielt sich die Band immer wieder in den Bereich Avantgarde mit zappaesken jazzigen Motiven. "Eyjafjallajökull" grummelt zu Beginn Vulkanmäßig, danach rockt die Gitarre relativ straight, wobei der Song wiederum irgendwo zwischen Prog-, Psychedelic- und Jazz-Rock pendelt.

Den Vogel schießt die Band zweifellos mit "Shitgun" ab. Der Song erinnert mit dem Schreigesang stellenweise an Punk-Anarchos wie die Dead Kennedys mit Jello Biafra. "Camera Obscura" klingt ganz anders – zu Beginn rhythmusbetont mit einem starken Bezug zu jazzigem Material, später mit jeder Menge Überraschungen von melodiös bis hart. Großflächige psychedelische Soundsplitter der Gitarre gibt es auf "Shotgun (Afraid Of)". Sänger Ottervanger verleiht dem Song zu klassischen harten Gitarrenriffs eine gewisse Plant/Led Zeppelin Note. Das war nicht unbedingt zu erwarten.

"Save Us From Bloody Women" lässt den Hörer zu Beginn mit ruhigen Pianoparts in einer trügerischen Ruhe schwelgen und wirft ihn in knapp einer Minute in ein Wechselbad der Gefühle. Im Anschluss schreit sich Ottervanger die Wut über (s)einen Vater aus dem Bauch. Weniger hart wirkt "A Glimpse Into Eternity". Hier weisen abgedrehte Gitarrenparts mit Octaversounds und die Lordschen Hammondsounds in den Bereich des klassischen Hard-Rock. "Esta Mierda No Es Democracia" spielt mit Arpeggien, wie sie ein David Gilmour vielleicht in harten Lebensphasen produziert hätte. Auch hier rundet der wirre verfremdete Gesang von Ottervanger mit der politischen Note – dieses mal auch auf belgisch/niederländisch – den psychedelischen Charakter ab. "J33 (I Don't Wanna See)" groovt cool, wenn auch schräg. Hier kommen die Vibraphon-Parts so richtig gut heraus. Die klingen lieblich und entführen fast (aber nur fast) ins Traumland.

Das längste gibt es zum Schluss. Black Beetle ist mit knapp 8 Minuten der längste Track des Albums. Was kommt, ist eine Zusammenfassung Sh.TG.Nscher Spielkunst. Die Band nimmt den Hörer noch einmal mit auf die Reise durch ihr Sounduniversum. Schräg, aber gut.

Fazit Das ist interessant und spannend, was SH.TG.N anbieten. Die Gitarren dominieren das Geschehen und verleihen der Musik einerseits eine relativ harte Note. Aber De Pauw liefert ein beachtliches Arsenal an psychedelischen Sounds über klassische Hard-Rock Riffs bis hin zu avantgardistischen Beiträgen. Das ganz wird angetrieben von unwiderstehlichen Grooves. Die Orgelsounds wabern Retropsychedelisch und/oder in Jon Lord Manier. Vibraphonist Wim Segers wiederum gibt seinen eigenen Senf dazu – er wirkt eher subtil, aber wenn das Vibraphon mal durchkommt dann drängt er mit seinen Beiträgen nicht selten Richtung Zappa Free-Jazz. Es geht hier um alles andere als massentaugliche Musik. Ich mag solche außergewöhnlichen Werke sehr gerne, muss aber zugeben, dass ich nach intensivem Genuss solcher Werke eine Dosis belangloser Pop-/Rockmusik zum Herunterfahren benötige.

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Trackliste
  1. Dead Baby 2:07
  2. Deejays Should Have Low Self-Esteem 4:24
  3. Eyjafjallajökull 3:18
  4. Shitgun 4:19
  5. Camera Obscura 6:18
  6. Shotgun (Afraid Of) 3:59
  7. Save Us From Bloody Women 1:07
  8. Erase Her Dad 3:02
  9. A Glimpse Into Eternity 4:32
  10. Esta Mierda No Es Democracia 3:12
  11. J33 (I Don't Wanna See) 4:42
  12. Black Beetle 7:59

Rezensent: MP